Schülerfirma Best Practice

Kommunikation organisieren


Steckbrief

Schulname: Eichendorffschule
Bundesland: Hessen
Schulform: Gesamtschule
JUNIOR Programm: JUNIOR expert
Jahrgangsstufe: 10
Stundenkontingent: 2 h / Woche
Schulpate/-in: Roland Struwe


BEST PRACTICE BEISPIEL

Die Frage einer gut funktionierenden Kommunikation ist auch eine Frage der Effizienz. Daher sollte diese in der Organisation einer Schülerfirma auch nicht vernachlässigt werden.Unabhängig davon, ob das Projekt im regulären Unterricht oder als AG angeboten wird, treffen sich die meisten Jungunternehmer wohl einmal pro Woche. In einigen Firmen ist der Schulpate immer anwesend, in anderen nie. An unserer Schule treffen sich die Schüler jeden Dienstag-Nachmittag. Da dies der Konferenz-Nachmittag der Schule ist, können sich die Stundenpläne der Schüler in dieser Zeit nicht überschneiden. Es gibt also einen jour fixe und keine wechselnden Termine, die immer wieder zu der lästigen Fragen führen, wann denn das nächste Treffen sei. Ich als Schulpate kann jedoch aufgrund der Konferenzen nicht immer dabei sein. Gerade in den Hochphasen eines des Geschäftsjahres ist das zu wenig, um all die Fragen zu klären, die im Laufe der Woche aufkommen.

In Zeiten von Social Media ist es selbstverständlich, dass jede Schülerfirma eine WhatsApp-Gruppe hat. Für mich als Schulpaten stellte sich nun aber die Frage: Soll ich da rein oder bleib ich lieber draußen? Unmittelbar verknüpft mit dieser Frage ist die, ob ich bereit bin, meine Handynummer bekanntzugeben. Es gibt Kollegen, die sich ein Diensthandy zugelegt haben, um Dienstliches und Privates strikt zu trennen, denn wenn es sich um die Privatnummer handelt, zögert man. Doch die Praxis hat jegliche Bedenken hinweg gewischt.

Bereits bei Klassenfahrten habe ich allen Teilnehmern meine Nummer mitgeteilt und mir auch alle Nummern der Schüler geben lassen. Die Befürchtung, dass diese missbraucht werden könnte, hat sich nicht bewahrheitet. Vielmehr sind die Schüler damit sehr verantwortungsbewusst umgegangen. Warum also nicht auch Mitglied der Junior-WhatsApp-Gruppe werden? Will ich alles mitbekommen, was die Schüler dort diskutieren? Soll ich überhaupt alles mitbekommen? Was halten die Schüler davon? Und brummt dann nicht pausenlos mein Handy?

Im ersten Jahr habe ich mich für einen Kompromiss entschieden. Ich blieb draußen, aber hatte den direkten Draht zum Vorstand, so dass wir jederzeit die Möglichkeit hatten, miteinander zu kommunizieren. Dieser heiße Draht war zwar durchaus von Vorteil, aber dennoch habe ich viele Prozesse im Unternehmen nur bedingt verfolgen können. Daher habe ich es im Folgejahr mit Variante 2 versucht und war mit Zustimmung der Schüler Mitglied der Gruppe. Nun hatte ich einen besseren Überblick und konnte im Bedarfsfall auch direkt alle Schüler erreichen (was übrigens viel effektiver ist, als es über E-Mail zu versuchen, denn dieses Kommunikationsmittel nutzen Schüler i.d.R. nicht!). Gelegentlich habe ich mich auch eingeschaltet, Fragen beantwortet oder selbe welche als Anregung in den Raum geworfen. Natürlich hat mein Handy viel öfter gebrummt, an manchen Tagen sind bis zu hundert Messages aufgelaufen. Ich persönlich habe dies aber nicht als störend empfunden. Vielmehr habe ich mich über die Aktivität und das Engagement der Schüler gefreut. Auch im Folgejahr habe ich mich daher entschieden, wieder Mitglied zu Gruppe zu werden. In beiden Fällen hat sich dabei übrigens gezeigt, dass nur ein Drittel bis die Hälfte der Schüler wirklich regelmäßig in der Gruppe aktiv sind, einige Schüler lesen mit, einige wenige nicht einmal das. Dies spiegelte aber häufig auch das Engagement insgesamt wider.

Ein Problem hat sich jedoch ergeben: Die Schüler neigen dazu, die Themen kreuz und quer zu diskutieren. Wem etwas einfällt, der schreibt es in die Gruppe, auch wenn gerade eine andere Frage besprochen wird. Dis führt zu Missverständnissen und man verliert den Überblick. Hier besteht Optimierungsbedarf. Nur wie? Vielleicht helfen hier mehrere thematisch, evt. nach Abteilungen getrennte Gruppen. Dies wäre dann Variante 3, die es noch zu testen gilt.


O-TÖNE

"In meiner Generation ist Kommunikation schneller aber auch oberflächlicher geworden. Das hat Vor- und Nachteile. Gerade in einer Schülerfirma merkt man den Unterschied, wenn im Chat schnell Entscheidungen getroffen werden können, man aber dann merkt, dass diese viel zu schnell und ohne das notwendige Nachdenken getroffen wurde." (Luisa Mansky, 15, Bavolution, 2016/17)

„Mir persönlich hat es als Vorstandsvorsitzende enorm geholfen, dass ich Herrn Struwe jederzeit über WhatsApp kontaktieren konnte. So konnte ich wichtige Angelegenheiten oder Termine sofort mit ihm klären. Außerdem war er durch unsere WhatsApp-Gruppe stets über unsere aktuelle Situation und unsere Probleme informiert und konnte im Ernstfall eingreifen. Trotzdem hat er versucht, sich weitestgehend zurückzuhalten, sodass wir, als Schülerfirma, eigenständige Entscheidungen treffen sowie eigene Erfahrungen sammeln konnten.“ (Simone Kuhn, 16, recigees, 2015/16)

„Unter Schülerinnen und Schülern ist WhatsApp das Kommunikationsmittel Nr. 1 und eine JUNIOR-Gruppe fast unumgänglich. Mir persönlich fiel es auf diesem Weg sehr viel leichter, das Unternehmen in meinen Alltag einzubinden, immer informiert zu bleiben, aber auch selbst informieren zu können. Eine solche Gruppe eignet sich optimal, um schnell Meinungen der Mitglieder einzuholen, Bilder und Links auszutauschen und spontane „Geistesblitze“ festzuhalten. Dennoch gelang es mir als stellv. Vorstandsvorsitzende nicht immer, zu allen Mitgliedern durchzudringen. In diesen Situationen habe ich es sehr geschätzt, meinen Schulpaten in der Gruppe zu haben, der meinen Aufforderungen nochmal eine andere Wirkung verleihen konnte. Ich freue mich, dass die WhatsApp-Gruppe das Geschäftsjahr überdauert hat und wir dadurch als Ehemaligen-Team noch in Kontakt stehen.“ (Lisa Henties, 16, recigees, 2015/16)

"Für mich hat sich gezeigt, dass Kommunikation im Team das A und O ist, um erfolgreich arbeiten zu können. Wenn jeder Zugang zu allen Informationen hat, ist es nicht nur einfacher Absprachen zu machen und gegebenenfalls Kompromisse zu finden, es zeugt auch von einem guten Teamzusammenhalt bzw. unterstützt diesen. Eine WhatsApp-Gruppe ist in der Zeit von Smartphones, meiner Meinung nach, eine der besten Möglichkeiten auch im Nachhinein noch etwas zu klären. Dass der Schulpate dabei nicht außen vor gelassen wird, halte ich ebenfalls richtig. Somit bekommt er mit, falls etwas aus dem Ruder läuft und kann es frühzeitig korrigieren, was definitiv Zeit und Nerven aller Beteiligten spart. Die wöchentlichen Treffen waren insofern wichtig, als dass bei aller Technik der persönliche Kontakt bzw. die persönlichen Absprachen Missverständnisse immer noch am besten vorbeugen." (Nina Ahlmann, Bavolution, 2016/17)


FAZIT

Die gemeinsame Nutzung von WhatsApp hat Vorteile für eine schnelle Kommunikation und garantiert Erreichbarkeit bei Terminsachen. Es verschafft dem Schulpaten zudem einen gewissen Überblick über laufende Prozesse und ermöglicht ein Eingreifen, wenn nötig. Die App ersetzt aber nicht die strukturierte Besprechung im Team-Meeting.